Die Alten erzählen sich noch jetzt: In den Zwölften zieht der Wau mit dem wilden Heer mit Toben und Stampfen, mit Heulen und Bellen durch die Lüfte. Vor diesen unholden Gesellen soll man in der Dämmerung rechtzeitig die Türen und Fenster schließen, sonst bringen sie Unglück und Leid ins Haus. Die lahmen Hunde aus dem Gefolge des Wau versuchen mit List und Gewalt in die Häuser zu dringen, um sich hier in den Abseiten zu verbergen. So soll es einmal in Duvensee geschehen sein. Der Hund ist ein ganzes Jahr dageblieben, bis er sich im nächsten Jahre dem wilden Heere wieder angeschlossen hat. Dass durch seine Anwesenheit Unheil über das Haus und dessen Bewohner gekommen ist, konnte nicht mehr berichtet werden. Schlimm ist es, wenn ein Wanderer draußen im Feld von dem wilden Heer überrascht wird. Da soll er eilen, dass er Schutz auf einer Freistatt findet. In dem Raum des Weges zwischen den Wagenspuren ist man geborgen. Hier können die groben Gesellen und ihre Meute dem einsamen Wandersmann nichts abhaben, wenn sie auch noch so toben und heulen und jaulen. Eine alte Bauersfrau im Dorfe, die ihre Jugend in Schretstaken verlebte, wusste davon zu sagen: Am Tage vor Weihnachten wurde ein Knecht ins Nachbardorf geschickt, um dort einen großen Kessel flicken zu lassen. Es wurde spät und er kam nicht mehr vor Sonnenuntergang nach Hause. Von weitem hörte er den Lärm des Wau und seiner Begleiter und das Bellen der jagenden Meute. Schon war das wilde Heer auf der Erde und raste auf den Knecht zu. Schnell verkroch er sich unter den Kessel und war geborgen. Wohl beschnüffelten die Hunde den Kessel, aber antun konnte ihm keiner etwas. Noch um 1900 ließ man hier beim Mähen der Haferkoppel oder des Kleefeldes am Knick einen Fleck Hafer oder Klee stehen. „Dat is för Waud sien Schimmel,“ sagten die Alten. Dabei dachten sie freilich nicht an den wilden Jäger der 12 Tage, sondern an den großen Himmelsherrn.
Auch soll in den Zwölften der Drachen durch die Luft ziehen, blank und leuchtend hell, geladen mit Gold. Wer soviel Geistesgegenwart und Mut hat, dass er schnell den „blanken Achtersten“ zum Fenster hinaushält und ruft: „Laat half af!“ dem wird der zugedachte Schaden zum Segen. Die geworfenen Rossäpfel verwandeln sich in pures Gold, sobald sie ins Haus geholt werden. Es kommt auch vor, dass der Drachen ins Haus dringt. Man macht ihn dann fest, wenn man ein Wagenrad verkehrt aufs Dach steckt. Aber das Haus geht in Flammen auf.
Was sind Rauhnächte? Ergänzend zu diesem Artikel finden Sie eine Erklärung zu der Thematik, geschrieben von Ulrich Droldner, hier.