Die Entwicklung unserer Wehr

...verlief rasant. Mit stetig ansteigenden Anforderungen und daraus resultierenden Aufgabenstellungen wuchs auch die Bereitschaft, sich zu qualifizieren und die technische Ausstattung anzupassen. Als Ausgangspunkt unserer Betrachtungen soll hier ein Zeitungsartikel vom 06.05.1960 dienen (Herausgeber unbekannt), den Erwin Rickert für uns archiviert hat.

Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Feuerschutzanlagen
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In einem Schreiben vom 3.7.1934 fordert der Landrat alle Gemeinden auf, über vorhandene bezw. zu erstellende Feuerlöschteiche, Wasserleitungen etc. zu berichten. Der Bericht des Gemeindevorstehers Timm lautet:"..es ist eine Rohrleitung vorhanden, die die Feuerlöschteiche ersetzt. Diese ist am 8.7. geprüft und in Ordnung gefunden".

Diese Rohrleitung wurde im Jahre 1929 gebaut. Ein von der Landesbrandkasse Kiel zur Verfügung gestelltes Darlehen in Hohe von 2600,-- Mark, rückzahlbar in 8 halbjährlichen Raten in Höhe von je 325,-- Mark, zu verzinsen mit 5 %, machte die Durchführung dieses Vorhabens möglich.

Die Rohre und die Anschlüsse für 3 Hydranten wurden durch Franz Linke, Kühsen, verlegt. Franz Linke war der Sohn des Besitzers des jetzigen Wegnerschen Grundstückes. Er hatte zunächst Schlosser, später Stellmacher gelernt. Linke besorgte alte Gasrohre und verlegte sie als Wasserrohre 3 Hydranten wurden als Zapfstellen eingebaut. Das Leitungssystem funktionierte, wie sich bei einem Probeanschluß der Schlauchleitungen herausstellte. Leider stellte sich aber etwas anderes, schwerwiegendes ebenfalls bald heraus, daß nämlich die Rohre doch alt waren. An verschiedenen Stelle brach das Wasser hervor. So mußte Linke am Brink sofort einige Rohre ersetzen. Als weitere Schäden auftraten, war jedoch Linke nicht mehr haftbar zu machen. Er war zunächst spurlos verschwunden. Später wurde bekannt, daß er nach Kanada gegangen war. Die Rohrleitung ist darauf total verkommen, Reparaturen waren unmöglich. Die Hydranten wurden jetzt (1960) von der Feuerwehr an einen Altproduktenhändler verkauft.

Der Vater des Franz Linke hat das Grundstück dann an August Wegner verkauft. Franz Linke war an sich ein sehr "beschlagener Kopf". Er stellte z.B. Kinderspielzeug, und zwar die kleinen vierrädrigen Wagen, auf denen das Kind sitzen und die es durch Hebel-Zug-Bewegung in Fahrt setzen konnte, her. Wie erzählt wird, ist er mit diesen Wagen sogar auf der Leipziger Messe gewesen.

Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Am 12. April 1938 wurde folgende "freiwillige Abmachung" getroffen: "Falls einem Grundbesitzer Gebäude durch Feuer zerstört werden, verpflichten sich nachstehend unterzeichnete Grund- und Gebäudebesitzer, ihm seine Feuerstelle durch freies Stellen von Fuhrwerk und unentgeltlichen Arbeitskräften so weit zu reinigen, daß er wieder mit dem Bauen beginnen kann". Besitzer, die keine Fufrwerke besaßen, sollten nur Arbeitskräfte stellen, dafür sollte ihnen aber auch Fuhrwerk von den übrigen gestellt werden. Wer seine Unterschrift nicht geben wollte, sollte von der "gemeinsamen Regelung der Abräumung der Brandstelle" ausgeschlossen sein. Die Leitung der Aufräumungsarbeiten sollte dem Bürgermeister, den Beigeordneten und den Gemeinderäten übertragen werden. Sie sollten auch die Reihenfolge zur Heranziehung zu diesen Arbeiten regeln. Durch 31 Unterschriften wird wohl einstimmig diese Abmachung gutgeheißen.

Wie lange diese Regelung Gültigkeit hatte, steht nicht fest. Beim Brand H.Höpner 1959 zeigte sich, daß nur einige wenige Hilfskräfte zu diesen Aufräumungsarbeiten bereit waren.

Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Das Jahr 1959 war für die Feuerwehr Kühsen (wie allgemein im Lande) ein Jahr mit vielen Einsätzen. Es begann mit dem Brand der Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Hans Högner. Am 4.7.59, morgens 6 Uhr, begann das Feuer. Zum Glück hatte der Wind in der Nacht auf West gedreht, sonst wäre der Hof Otto Dohrendorf gefährdet gewesen. Die Kühsener Wehr traf als erste ein, doch nach sehr kurzer Zeit war auch die Pantener hier, die fast vor der Kühsener alarmiert worden war, weil man von Panten aus den Brand zuerst beobachtet hatte. Die Gebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder. Am 19.7.59 leistete dann die gesamte Führerschaft der Wehr Kühsen ihrem Kameraden Höpner Kameradschaftshilfe, indem sie bei den Aufräumungsarbeiten mit Hand anlegte.

Eine Woche später, am 11.7.59, brannte infolge eines Blitzschlages der Hof Ewald Rehder, Niendorf, vollständig nieder. Die Kühsener Wehr rückte nach Abklingen des strengen Gewitters um 19,45 Uhr aus und traf neben der Wehr Berkenthin, die nur eine Hilfsmannschaft ohne Gerät entsandt hatte, während die Spritze in Sarau im Einsatz war, als erste ein. (Das Gewitter brachte nach sehr langer Trockenperiode, Temperatur am Nachmittag vor dem Gewitter 341, den ersten Regen (26 mm) mit Sturm und Hagel. Der Birnbaum im Schulgarten brach ab.) Am nächsten Abend rückte die Wehr noch einmal nach Niendorf aus, um die Kameraden aus Niendorf, die bereits seit 24 Stunden im Einsatz waren, bei der Brandwache abzulösen. In der Nacht vom 14.zum 15.8.59 führte ein an sich leichtes Gewitter zu einem Brand in Lankau. Die Wehr rückte aus. Zu dem Brand in Göldenitz, Anwesen Schwarz, in der Nacht vom 22. zum 23.8.59 infolge Blitzschlages rückte die Wehr nicht aus. In der Nacht vom 30.9. zum 1.10. brannte der Hof Albsfelde und eine Scheune des Hofes Behlendorf ab. Brandstiftung! Die Wehr rückte aus.

Unbekannter Herausgeber - 06.05.1960

70 Jahre Feuerwehr Kühsen

 Kühsen (rt). Still und ohne „Festtagsgeläute" ging im Monat April, das genaue Datum ist nicht bekannt, der Tag des 70jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Kühsen vorbei. Bewußt verzichtete man darauf, diese Tatsache laut zu feiern, um dem „echten" Jubiläum in fünf Jahren nichts vorweg-zunehmen.
 Im April 1890 wurde die Freiwillige Feuerwehr Kühsen gegründet. Erster Hauptmann wurde der Hufner Martens, Vizehauptmann Viertelhufner Külls, Schriftführer Dohrendorf, Sprit-zenmeister W. Heß, Stellvertreter H Koch, Führer bei der Steigerabteilung H. Siemers.
 Wie stark die Wehr zu diesem Zeitpunkt war, ist nicht bekannt, doch gehörten ihr 1891 bereits 34 Einwohner an. Ein Gründungsmitglied lebt noch heute in Kühsen. Es ist Wilhelm Hase-ler, der schon im Jahre 1935 zum Ehrenmitglied der Wehr ernannt wurde.
 Gut sorgte von jeher die Gemeinde für ihre Wehr, so daß ihre Einsatzbereitschaft immer gewährleistet war. Bereits 1925 wurde die erste Motorspritze angeschafft. Sie wurde 1949 und 1959 jeweils durch eine neue ersetzt. 1934 wurde auf Vorschlag des Gemeindevorstehers Timm ein geräumiges Spritzenhaus gebaut.
 Der gegenwärtige Brandmeister, Bauer Franz Prüsmann, leitet eine Wehr, die modern ausgerüstet ist und eine Mannschaftsstärke von 20 Mann hat,

Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Von den Spritzen
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Vor 70 Jahren war natürlich die Handspritze in Betrieb, und blieb es auch bis in die 20er Jahre, erst de wurde sie durch die erste Motorspritze abgelöst. Die Handspritze blieb bis zum zweiten Weltkrieg im spritzenhaus stehen, mußte dann aber abgeliefert werde sie sollte nach Polen gebracht, um dort noch einmal in Betrieb genommen zu werden. Es ist nicht bekannt, ob sie jemals dort ankam, -oder schon vorher verschrottet wurde. Eine Entschädigung wurde nicht gezahlt. In Jahre 1949 kaufte die Gemeinde bei der Klöckner-Humboldt-Deutz AG. ,Werk Magirus, Ulm/Donau, eine Trag-kaftspritze TS 8, Magirus-Bauart TSW 508 zum Preise von 1923, --DM, dazu kamen für die feuerwehrtechnische Ausrüstung 942,55 DM, so daß sich ein Gesamtpreis von 265,55 DM ergibt.

Die Zahlung erfolgte wie folgt:
 900,-- DM nach Rechnungserhalt
 1000,-- DM im Mai 1949
 Rest im Aufgust 1949

Von der Landesregierung wurde aus Mitteln der Feuer-schutzsteuer eine Beihilfe in Höhe von 866 DM gezahlt. Mit dieser Spritze hat die Wehr Kühsen sehr große Schwierigkeiten gehabt. Sie war aus "Kriegsmaterial" hergestellt, und das zeigte sich deutlich!! Im Frühjahr 1959 beschloß dann die Gemeindevertretung, eine neue Spritze zu erwerben. Die Firma Winckelsesser, Lübeck, als Vertreter der Klöckner-Humboldt-Deutz AG., Werk Magirus, unterbreitete ein Angebot über eine Magirus-Tragkraftspritze TS 8/8. Der Preis der Spritze betrug 3750,-- DM frei Kühsen, abzüglich 2 % Skonto = 3675, --DM. Die alte Spritze wurde mit 300,-- DM angerechnet. Dazu gab es einen Zuschuß aus der Feuerschutzsteuer in Höhe von 1500, --DM, so das die Gemeinde einen Betrag von 1875, DM zu zahlen hatte.

Mit dieser Spritze scheint die Wehr nun doch besser bedient. Ihre Bewährungsprobe bestand sie bei den vielen Bränden im Jahre 1959.



Mit einem Schreiben vom 18.6.1928 an alle Jagdgenossen bittet der Gemeindevorsteher Timm, auf die Alszahlung von Jagdpacht für die Jahre 1928/1929;1929/1930 zu verzichten. Es sollte mit dem Geld eine neue "Motorfeuerspritze, welche zirka 8200 Mark kosten wird, angeschafft werden. Ohne den Verzicht der Interessenten auf die Pacht wäre diese Anschaffung unmöglich. Vocher natte Timm bereits den Pächter Reinstrom gebeten, die Pacht für diese beiden Jahre im voraus zu zahlen. Reinstrom war dazu bereit. Durch Unterschrift gaben alle Interessenten, bis auf Ww. Hardekopf und den Kreis Lauenburg, ihre Verzichterklärung ab.

Die alte Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Die alte Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Die neue Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Die neue Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Heinrich Timm. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Heinrich Timm. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Maschinist Otto Dohrendorf mit der alten Spritze auf Lüths Hof. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Maschinist Otto Dohrendorf mit der alten Spritze auf Lüths Hof. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Maschinist Willi Flögel mit der neuen Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Maschinist Willi Flögel mit der neuen Spritze. Quelle: Chronik Kühsen. Autor: Erwin Rickert.
Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Vom Spritzenhaus
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Bis zum Jahre 1932 wurde die Motorspritze in einem alten Schauer auf der Hofstelle des Hufners und Ober-brandmeisters Stamer untergebracht. Die Schläuche wurden in einem Baum getrocknet.Nach Meinung des Gemeindevorstehers Timm konnte "dieser Zustand nicht länger dauern", da die Spritze sowohl "wie Schlauchmaterial sehr darunter leiden". Die Gemeinde müßte unbedingt ihr "Spritzenhaus vergrößern und einen Schlauchtrokkenturm und einen Steigerturm neu bauen". Darum stellte er einen Antrag bei der Landesbrandkasse Kiel um "eine namhafte Beihülfe für den Schlauchtrocken Turm und das Spritzenhaus, sowie um Befürwortung einer Beihülfe zur Vergrößerung des Spritzenhauses im Arbeitsbeschaffungsprogramm durch den Herrn Landesbranddirektor (29.8.1933). Von der Landesbrandkasse konnte jedoch "wegen der Durchführung straffer Sparsamkeitsmaßnahmen" keine Beihilfe zur Verfügung gestellt werden. Es wurde vorgeschlagen, den Antrag 1934 zu wiederholen. Aus den Akten ist nicht ersichtlich, wie die Finanzierung bezw. Bauausführung dann später geregelt wurden. Jedenfalls wurde das Spritzenhaus etwa 1934 am Ortsausgang Richtung Nusse aufgebaut.