Feuerherren

Erwin Rickert
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Erwin Rickert - Chronik Kühsen

Die ältesten Spuren von der Kühsener Feuerwehr finden wir in alten Akten vom Amt Ratzeburg. Zwar ist es keine richtige Feuerwehr, aber seit Anfang des 18. Jahrhunderts hören wir zuerst davon, daß in jedem Dorf 2 Männer zu “Feuer Herr bestellt und beeydigt“ sind. Aber ebenso bescheiden wie die Wehr, sind auch die Gerätschaften. Von jetzt an wird vom Amt aus jedes Jahr kontrolliert, ob “alles vorhanden ist“. Im Jahre 1708 sind an Gerätschaften vorhanden: “9 Eimer“, “die Haken und Leitern aber fehlen noch“. Daran sieht man, daß die Sache noch neu ist, denn 1710 kann das Amt bestätigen, daß die Gerätschaften angeschafft wurden und zwar ist der Bestand von 1718 an, viele Jahre hindurch: 10 Eimer, 2 Leitern und 2 Haken. Nun stelle man sich vor, wenn es früher gebrannt hat, nicht umsonst war “der rote Hahn“ gefürchtet. Alles war mit Reet oder Stroh gedeckt. Das brennende Haus konnte ja sowieso nicht gerettet werden, aber auch bei den Nachbarhäusern, die durch Funkenflug sehr gefährdet waren, konnte man mit den 10 Eimern, die aus Leder hergestellt waren, und den zwei Leitern doch nicht viel machen.

Im Jahre 1708, vor 257 [Anm: heute 314] Jahren, sind Heinrich Prüßmann und Peter Denker zu den ersten “Feuer Herren“ bestellt. 1713 wird H. Prüßmann von Hans Pantelmann abgelöst und 1744 werden Hans Harder und Jochen Ehlers genannt und 1746 zuerst als “Feuer-Greven“ bezeichnet; sie waren lange in ihrem Amt. Es ist sicher anzunehmen, daß die Feuer-Greven geachtete Leute im Dorfe waren. 1759 wurde 1 Leiter dazu angeschafft, und 1760 erhält Hans Harder, selbst langjähriger “Feuer-Greve“, vom Amt die Mahnung: “Er habe sich noch keinen Feuereimer angeschafft“. In den folgenden Jahren sind es 16 Feuereimer und allmählich geht man dazu über, daß in jedem Hause ein Feuereimer gehalten wird, denn 1784 werden Jürgen Müller und Franz Stahmer bestraft, weil sie “bei Annehmung ihrer Höfe keinen ledernen Feuereimer angeschafft haben.“

Aus der Zeit kurz vor der Freiwilligen Feuerwehr erzählt Herr W. Ehlers, Lüchow, geboren in Kühsen, folgendes: “In jedes Bauernhaus des Dorfes gehörte, um einen möglicherweise ausbrechenden Brand bekämpfen zu können: 1 lange Leiter “de ünner de Äsel hüng“, 1 Ledereimer, 1 Feurhaken und 1 “Patschen“, ein langer Forkenstiel mit einem Leinentuch daran, denselben benützten die Steiger, wenn sie auf die Nachbardächer stiegen um die anfliegenden Funken auszuschlagen. Außerdem mußten auf jeder Hofstelle ein Kübel und eine Schleife* vorhanden sein, damit man Löschwasser vom See zur Feuerstelle fahren konnte. Wenn es dann besonders schnell gehen sollte, war auch wohl die Hälfte unterwegs verplämpert. Auch gab es noch zwei Feuer-Gräfen zu der Zeit, meist ein kleiner und ein großer Bauer. Sie machten einmal im Jahr ihre Runde im Dorf, um zu kontrollieren, ob auch alles in Ordnung sei, entsprechend der heutigen Brandschau.

U. Droldner - Bleistiftskizze einer Schleife.
U. Droldner - Bleistiftskizze einer Schleife.